Artikel: Lange vor Big Data – Information als gleichwertiger Produktionsfaktor

Im vorliegenden Artikel, 1984 im Technologiemagazin Elektronik erschienen, appelliert Klaus P. Friebe, damaliger Geschäftsführer des VDI-Technologiezentrums, eindringlich an alle Unternehmenslenker „Information“ als wertvolles Gut für die Unternehmenssteuerung anzusehen. Er erkannte früh, lange vor Big Data, wie sehr die Information zum Unternehmenserfolg beiträgt. Friebe erklärt, dass die praktische Umsetzung durch eine zielführende Informationsverarbeitung, präziseren Technologieprognosen basierend auf Information und eine offenere Haltung zum Thema zu erreichen ist.

Der Information kommt heute eine zentrale Bedeutung im Unternehmen zu. Der rasante technologische Wandel, unter anderem durch die Mikroelektronik bewirkt, lässt Information als seinen wesentlichen Produktionsfaktor neben Kapital und Arbeit treten. Information sollte somit die volle Aufmerksamkeit unternehmerischen Handelns haben, wird aber nur selten erst als Plangröße einbezogen, nur selten werden die nötigen finanziellen Mittel für Informationsbeschaffung sowie -analyse einkalkuliert und zur Verfügung gestellt.

Zu oft noch überlässt man die Datenanalyse, -sammlung und -kontrolle einer zentralistisch organisierten DV-Abteilung, die aber für den notwendigen Informationsfluss im Unternehmen meist weder über die entsprechenden Zielvorgaben noch dementsprechende Unternehmensphilosophie verfügt. Nicht aber ein „Datenfriedhof“ kann das Ziel von Informationsverarbeitung sein, sondern die Aufbereitung der Daten soll dazu dienen, strategische Entscheidungen zur langfristigen Sicherung des Unternehmens ableitbar zu machen, zu unterstützen und zu forcieren.

Technologische Veränderungen können nur durch eine entsprechende Informationsaufarbeitung, durch gezielte Technologie- und Entwicklungsprognosen für das jeweilige Unternehmen ökonomisch gesteuert werden – sonst sind und bleiben sie ein kostspieliges Unterfangen. Technologiemanagement basiert auf effektivem Informationsmanagement.

Der heute anstehende Umsetzungsschub an neuen Technologien ist also eng mit der Informationspolitik des Unternehmens gekoppelt. In viel kürzeren Zeiträumen als in der Vergangenheit gilt es, technische Innovationen zu realisieren, wofür eine technologische und marktorientierte strategische Positionierung frühzeitig zu definieren ist. Diese ist mit herkömmlichen Marketingmethoden beispielsweise, die vorwiegend aus der Verkaufskultur und -philosophie entstammen, nicht mehr zu leisten. Gerade die Bestimmung der technologischen Marktposition hängt in hohem Maße von der adäquaten Technologieinformation ab. Betrachtet man erfolgreiche Unternehmen und ihre Technologienutzung, so liegt deren Stärke eindeutig in dem frühzeitigen Aufspüren von Technologien und Märkten, sowohl was die Konkurrenz als auch das eigene Produktspektrum betrifft.

Die Offenheit von Informationen im Unternehmen – ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Themas -wird heute viel diskutiert. Noch ist sie nicht verwirklicht, stellt aber auch keinen kritischen Engpass mehr da. Durch die Diskussion der letzten Jahre, scheint hier die Entwicklung eine positive Richtung zu nehmen, indem das Bewusstsein für eine offene Informationspolitik im Unternehmen wächst.

Ein Umdenkprozess in Bezug auf das Lernen im Unternehmen ist heute vielfach zu beobachten. Ältere Mitarbeiter sind häufig darauf angewiesen, von den jüngeren neue Technologiekenntnisse zu übernehmen. Jüngere Mitarbeiter stoßen sich bei der Umsetzung ihres aktuellen Wissens aber häufig noch an traditionellen Unternehmensstrukturen.

Hier muss ein Umstrukturierungsprozess erfolgen, indem bestehende Hemmnisse abgebaut und dezentral alle wichtigen Informationen im Unternehmen zur Verfügung gestellt werden – nur so lassen sich künftige Produkte und Marktanteile strategisch planen und neue Technologien in dem Maße einführen, wie es der jeweilige Zeitaspekt erfordert.

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