Taufkirchen, 31.08.2018 (he) – Max brauchte mir beim gestrigen Abendessen eine interessante Erkenntnis nahe: Nicht in der Inhalt ist entscheidend, sondern der Autor!
Ausgangspunkt war die Diskussion über eine Buchreihe seines derzeitigen Lieblingsautors Karl Ove Knausgard. Max sagt, ihn fasziniere der Autor selbst, seit er das erste Buch „Sterben“ gelesen hat. Mittlerweile ist das vierte Buch dieses „autobiografischen Projektes“ erschienen und Max liest es gerade. Es kommt ihm nicht auf die Gestaltungskraft der Sprache oder die logisch, inhaltliche Entwicklung des Textes an. Ihn fasziniert der Autor – seine Persönlichkeit – oder die Person des Autors, die er aus der Buchgeschichte zu erkennen glaubt.
Für mich ist das eine Umkehr meiner eigenen Denke. Sowohl mein Lesen, als auch mein Schreiben war bis jetzt ausschließlich ausgerichtet auf interessierende Inhalte, Handlungs- oder fachlicher Aufbau ohne Brüche, gut geschriebene Übergabe und eine möglichst verständliche Ansprache der Leserzielgruppe.
In meiner bisherigen journalistischen Schreibe galt von jeher der Grundsatz: „Man schreibt für den Leser, nicht für sich selbst“. Nebenbei bemerkt, sollte der Stoff, über dem auch ein Journalist seine Geschichte schreibt, mit eigenen Herzblut getränkt sein – das Handwerk sollte auch dem Schreiber Spass machen.
Angeregt und nochmals verstärkt durch die Diskussion mit Max bin ich am Umdenken. Als Buchautor schreibt man nicht für eine Leserzielgruppe, insbesondere wenn es sich um ein eher literarisches Werk handeln sollte, das man nicht unbedingt der Populärliteratur zuordnen kann. (Siehe Schreiberwerkstatt-Notiz vom 30.01.2018: Leser ist nicht gleich Leser).
Die Konsequenz daraus: Als Romanautor schreibt man für sich selbst!