Der Corny-Riegel

Heilmayrscher Familienstammtisch-Skype, 21.03.2021 (he) – Florian ist zum 14tägigen Praktikum in Burghausen. Er ist 16 Jahre alt. Es ist eine größere IT-Firma. Am seinem ersten Tag, nach dem Betreten des Firmengebäudes, wird er noch am Empfang belehrt: „Die Cornies hier in der Schüssel sind für Gäste, nicht für Mitarbeiter“. Man muss wissen, Florian hatte schon immer großen Hunger, besonders als Jugendlicher, das hat sich bis heute nicht gelegt. Vermutlich hat Florian beim Blick auf die Corny-Schule mit lüsternen Adleraugen gespechtet. Und der Anblick hat wohl Riegel-Lust bei ihm geweckt.

Florian, so erzählt er weiter, kaufte sich im Supermarkt einen Vorrat. Von diesen Corny-Riegeln scheint er immer einen eingesteckt mit dabei gehabt zu haben. Wie schon gesagt, die Lust auf die Riegel muss gewaltig gewesen sein.

Gegen Ende des Praktikums bestieg Florian den Aufzug zum Erdgeschoss. Gemeinsam mit ihm stieg sein Boss in den Aufzug. Florian nahm kurz nach dem Einstieg seinen Corny-Riegel aus der Tasche und begann diesen genüßlich zu verputzen.

Nach einem kurzen Kontrollblick schaute sein Chef ihn fragend an. Florian wurde schlagartig die mißverständliche Situation klar. Er stammelte: „Hab ich mir selbst gekauft“. Die Antwort des Chefs klang wenig überzeugt: „So, so“.

Florian große Lust als 16jähriger: Corny Riegel

3 Gedanken zu „Der Corny-Riegel“

  1. Was für eine absurd-bescheuerte Situation. Ich hatte wahrscheinlich noch nie so ein schlechtes Gewissen, obwohl ich nichts angestellt hatte. Nur eine kleine Ergänzung: Es handelte sich um ein Corny Riegel der Sorte Schoko-Banane, daran kann ich mich irgendwie auch noch erinnern.

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  2. Wie hätte Flos (beachtliche!) berufliche Karriere auch anders starten sollen? Diese Geschichte vereint viele Charaktereigenschaften, die man von ihm kennt: er geht seinem (nicht selten hungrigen) Bauchgefühl nach, ist auch für vermeintlich kleine Dinge (wenn auch in diesem Fall wohl innerlich, beachtliche Souveränität an dieser Stelle, Flo!) total zu begeistern und bleibt – vielleicht bei (absolut nachvollziehbarer) Verunsicherung, ob des vermeintlichen Missverständnisses – höflich und aufrichtig.

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  3. Situationen in Aufzügen eignet ja nicht selten eine gewisse Beklemmung. Dieses feine Stück Kurzprosa zeigt uns aber, dass das Mißbehagen selten alleine kommt. Oft gewinnt dieses, anders als man annehmen sollte, noch an Rückenwind, indem einem bereits in actu die Situationskomik zu dämmern beginnt. Eines sollte aber bei all dem feststehen: Unumstößliches Prinzip ist und bleibt es, dass gegen einen Corny-Riegel niemals und unter keinen Umständen etwas einzuwenden ist. Auch diese Moral herauszudestillieren, ist bleibendes Verdienst dieses Beitrags.

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