Spricht man mit Uwe Thomas über Friebe, dann spürt man die Wertschätzung des langjährigen Weggefährten. Trotzdem – beim richtigen Zuhören ahnt man auch heute noch etwas von den nächtelangen Streitgesprächen der beiden auf der Suche nach den besten Lösungen, stets getrieben vom Gestaltungswillen der Zukunft dieses Landes. Thomas, der Vollblut-Politiker, dessen Kern- Aufgabe es seit jeher war, mit Reden zu überzeugen und Friebe, der mit der Brechstange seine Überzeugungen durchsetzte, ohne Rücksicht auf die Person, geschweige denn, auf seine eigene. Das Gespräch mit Uwe Thomas führte Eduard Heilmayr Anfang 2010 anläßlich Friebes 75sten Geburtstag.
„Er war unerbittlich“, charakterisiert Thomas diesen Wesenszug seines Freundes. Schmunzelnd verdeutlicht Thomas dies mit einer Anekdote aus gemeinsamen Studienzeiten in München: „Zusammen mit uns wohnte im gleichen Stockwerk ein riesengroßer, farbiger Mann aus Uganda mit dem Namen Okello. Er war später einer der Militärführer in Uganda. Auf mich machte er durchaus einen gewalttägigen Eindruck. Friebe sprach ihn mehr als einmal an: Jumbo, du hast schon wieder nicht die Dusche sauber gemacht. Mach endlich die Dusche sauber! Und Okello, dieser Zwei-Meter-Hüne, marschierte in die Dusche und machte sie sauber. Friebe hatte das nichts ausgemacht. Ich hätte mich das nie getraut“.
Jeder, der mit Friebe Podiumsdiskussionen oder Round Tables bestreiten durfte – oder musste -, kannte diese Frontalangriffe. Die Aussagen gegenüber seinen Diskussionspartnern gipfelten nicht selten in Ausdrücken, wie „Unsinn“, „Ihr kapiert gar nichts“, „Ihr versteht überhaupt nicht, wo es lang geht“, „So viel Blödsinn habe ich mein ganzes Leben noch nicht gehört“. Schon bald gab es für dieses Auftreten auch einen eigenen Ausdruck: „Friebeismus“ bedeutete unter Eingeweihten so viel wie „Sagen, wo es lang geht!“.
Friebe machte sich damit nicht nur Freunde. Aber Friebe bewegte damit viele und vieles. Zum Beispiel dem deutschen Mittelstand. Thomas: „Wir brauchten den Mittelstand, denn der Markt für angewandte Technologien war ganz wesentlich mittelständisch geprägt“. Friebe verstand den Mittelstand und der Mittelstand verstand Friebe. „Er hatte Verständnis für die Sorgen und Nöte des Mittelstandes“ , so Thomas und weiter „Sie haben ihn anerkannt, durch seine widerborstige Art, durch klare Position, die er bezogen hat.“
1975 organisierte Friebe eine große Konferenz zum Thema „Mittelstand und neue Technologien“, die ein voller Erfolg war. Sie war der Startschuss für das Sonderprogramm Mikroelektronik, welche durch eine unbürokratische, indirekte Förderung eine große Hebelwirkung erzielte. „Das waren selbstverstärkende Prozesse, die damals stattfanden“. Danach folgten weitere Förderprogramme und Modellversuche, alle unter Mitwirkung von Thomas und Friebe.
Später, nach dem Abschied aus Berlin und Bonn holte Thomas, dann Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, Friebe nach Kiel. Auch dort bewährte sich das Tandem auf eindrucksvolle Weise. Friebe baute die Technologie-Stiftung Schleswig-Holstein auf.
Friebe fand, so ist Thomas überzeugt, „als einer der ganz wenigen im konzeptionell politischen Sinne, den Zugang zu Gewerkschaften“. Friebe konnte seine Ansprechpartner dort vermitteln, dass es ihm „um Menschen ginge.“ Friebe hat sehr früh verstanden, dass die Aufspaltung der Gesellschaft, die wir in den letzten 20 Jahren erleben mussten, nur durch Gewerkschaften entgegengewirkt werden kann.Aber nur dann, wenn sie moderne Ideen aufnehmen und nicht in den alten Strukturen weiterleben. (he)
Dr. Uwe Thomas war von 1973 bis 1988 im Forschungsministerium für Informationstechnik, Produktionstechnik, Humanisierung des Arbeitslebens, Physikalische Technologien und Mikrotechnologien zuständig. Ins Leben gerufen wurde damals neben der Förderung von Technologieorientierten Unternehmensgründungen auch das Programm „Beteiligungskapital für junge Unternehmen“. Als verantwortlicher Unterabteilungsleiter initiierte der Physiker zudem Anfang der achtziger Jahre unter anderem das Sonderprogramm ‘Anwendungen der Mikroelektronik’. Von 1988 bis 1993 war er Staatssekretär und Minister für Wirtschaft, Technik und Verkehr in Schleswig-Holstein. In den 90er Jahren war er stellvertretender Vorsitzender und anschließend Mitglied des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung, wo er aktuell Vorsitzender der permanenten Arbeitsgruppe Bildung, Forschung und Innovation ist. Von Oktober 1998 bis Juli 2003 war er Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).