Friebe reizt, Friebe erstaunt, Friebe bewegt, Friebe ist anstrengend, Friebe fordert, Friebe macht Kopfschmerzen – zumindest gelegentlich. Man reibt sich gerne an ihm, an seinen Ideen und wie er die Ideen einem nahebringt – direkt, ohne Rücksicht auf Position und Funktion, ohne Respekt vor hierarchisch verliehener Macht. Friebe ist Friebe. Punkt. Man mag ihn, man respektiert ihn, man schätzt ihn – oder auch nicht. Letzteres ist dann schwierig. Auch für ihn. Weil er das nicht versteht. Der Artikel entstand anläßlich des 75sten Geburtstag von Friebe 2010 und wurde im Delphin Consult Report veröffentlich.
Weil er das Beste will, für die ihm anvertrauten Menschen und für seine Ziele. Diese Ziele sind gross dimensioniert. Sie waren es immer. Und häufig wurden sie ihm vorgegeben. Spricht man mit einigen seiner wichtigsten beruflichen Begleiter, dann ahnt man das: Wie besteht Deutschland den Wandel von der Mechanik zur Mikroelektronik? Wie sichert man das Überleben der mittelständisch geprägten Maschinenbauindustrie? Wo liegt die Zukunft des Schiffbaus und der Fischereitechnik? Welche Auswirkungen hat die Industrialisierung des Dienstleistungssektors? Wo sollte Deutschland in globalen Märkten Verbündete suchen? Mit all diesen- und viel mehr – Fragestellungen hatte sich Friebe zu befassen.
Er analysierte und prognostizierte, entwickelte Visionen, formulierte Zielsetzungen, daraus Programme, baute Organisationen auf und setzte mit deren Hilfe die notwendigen Aktionen um – mit hoher Kreativität, mit häufig erstaunlichen Ergebnissen. Das „Förderprogramm Mikroelektronik“, der Modellversuch „Technologieorientierte Unternehmensgründungen“, das BMBF-Programm „Mikrosystemtechnik“, die „Aqua-Technik“ in Schleswig-Holstein mögen hierfür als schlagwortartige Belege gelten.
Wie bewältigt er das? Was sind die Bausteine seines Erfolges? „Friebe ist ein Mann, der nie aufhört zu fragen“, sagt Edelgard Bulmahn, ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung in Schröders Koalitionsregierung. Diese Fragen sind nie zufällig gestellt, sie sind immer systematisch. Das System, das Friebe dabei anwendet, ist ebenso vielschichtig, wie interdisziplinär. Basis dafür ist seine gründliche Ingenieurausbildung, die er in der TU München erfolgreich absolvierte. Physik und Mathematik vereint sich hier mit den angewandten technischen Wissenschaften wie Mechanik, Elektronik oder Nachrichtentechnik. Angereichert durch europäische und asiatische Philosophie und Strategielehre aus dem Militärbereich ergibt sich eine kreativer „Werkzeugkasten“, den Friebe bis zur Perfektion für sich entwickelt hat. Und Friebe gibt diese „Werkzeuge“ weiter. Eine ganze „Jüngerschaft“ hat Friebe im Laufe seines beruflichen Lebens für seinen „Werkzeugkasten“ begeistern können und viele sehr erfolgreiche Berufslaufbahnen basieren auf Friebes „Lehrsätzen“.
Eine seiner bekanntesten, und nicht immer richtig verstandenen Weisheiten, ist die sogenannte Erfolgsformel. Sie beschreibt auf „einstein’sche Art“ eine der interessantesten Fragen, mit denen sichMenschen seit jeher beschäftigen – nämlich was Erfolg ausmacht. Sie lautet:
E = k* W*V2
wobei „k“ die Abkürzung für „Kulturfaktor“ ist; „W“ steht für „Wissen“ und das „V“ für „Verhalten“;
Man kann mit Friebe tage- und nächtelang über die Wirkung, die Bestandteile, die Anwendung der Erfolgsformel diskutieren und man kommt immer wieder zu erstaunlichen Ergebnissen. Für alle Leser, die die Formel zum ersten Mal sehen sei eines gesagt, die Formel stimmt – ob man es glaubt oder nicht.
Andere Inhalte aus Friebes Lehren sind: „Die hyperbolische Funktion“ als Beschreibung periodischer Markt- und Technologieveränderungen, „Soziogramme“ als Situationsanalyse und Aufzeigen von
Zusammenhängen, die „Neuner-Matrix“, meines Wissens schon weit vor Gartner von Friebe entwickelt, „Unternehmenssteuerung durch Liquidität“, „Die 7 Konfliktlösungsstrategien“, „Situatives Management“, „ Inside- Outside-Analyse“, „Einsatz von Strategemen zur Positionierung“ oder „Lehre von Zeit- und Projektmanagement“. Bücher könnte man füllen, wollte man Friebe’s Werkzeugkasten ausführlich beschreiben und es wären wertvolle Bücher, das ist sicher.
Friebes Erfolge sind damit aber längst nicht ausreichend beschrieben. Edelgard Bulmahn drückt das so aus: „Er bringt unterschiedliche Menschen zusammen, aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, aus verschiedenen Kulturkreisen, aus unterschiedlichen sozialen Ebenen, mit einer grossen Offenheit und Neugier, insbesondere auch bei seinen privaten Treffen“.
Das ist die Seite hinter Friebe. Friebes Frau Liane. Sie gibt ihm den Rückhalt, den er braucht. Sie trägt die Verpflichtung und die Last des offenen Hauses, die freundliche Gastgeberin. Jeder, der Frau Friebes Gastfreundschaft schon geniessen durfte, weiss, wovon der Autor spricht. Sie ist es, die auch Kontrapunkte setzt, wenn es notwendig ist. Die auch bremsen kann, wenn der Ehemann über das Ziel hinaus schiesst. Sie bilden eine Gemeinschaft, vielmehr als nur ein Team. Man kann Ihnen beiden nur wünschen, dass dies noch lange so bleibt. Alles Gute, liebe Friebes. (he)