Artikel: Fehlinvestitionen vermeiden – das Symposium »Patentwesen und Mittelstand« 1983 in München

Beim Symposium »Patentwesen und Mittelstand« 1983 in München, bringen die Vortragenden unter anderem hervor, wie wichtig es ist, gerade im Bereich der neuen Technologien, die Hilfestellung des Europäischen Patentamts (EP A) zu nutzen. Damaliger Markt & Technik Redakteur Eduard Heilmayr nennt in diesem prägnanten Artikel wichtige Erkenntnisse aus dem Symposium.

Fast jede dritte Mark, die in den Bereich Forschung und Entwicklung geht, wird fehlinvestiert. Der Präsident des Europäischen Patentamts (EP A), Johannes Bob van Benthem, machte beim Symposium »Patentwesen und Mittelstand« in München dafür unzureichende Informationen verantwortlich.

Als Beispiel führte Bob van Benthem die Verwendung von Mikroprozessoren im Uhrenbau an. Die schweren Strukturprobleme der europäischen Uhrenhersteller hätten vermieden werden können, wenn man die japanischen Patentdokumente des Jahres 1970 zur Kenntnis genommen hätte.

Vor allem mittlere Unternehmen nutzten im Gegensatz zu Großunternehmen die Schutz- und Informationsfunktion des Patentwesens zu wenig. Van Benthem verwies auf eine Studie des Ifo-lnstituts, der zufolge jede fünfte Erfindung ohne Patentschutz nicht gemacht worden wäre. Nur ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen informierten sich über die Patentliteratur. Das Mitglied der EG-Kommission, Karl Heinz Narjes, wies darauf hin, dass 66 Prozent der deutschen Mittelbetriebe keine ausreichenden Marktkenntnisse besäßen. Mit einem europäischen Datensystem Euronet/Diane will die EG für Unternehmen neue Informationssysteme anbieten.

Van Benthem räumte ein, dass die Informationsrolle des Patentwesens für mittelständische Unternehmen nicht leicht zu nutzen ist. Eine Hauptschwierigkeit liege in dem kaum noch überschaubaren Material, das in immer schnellerem Tempo anwachse. Jährlich würden weltweit eine Million Patentschriften und zwei Millionen Fachaufsätze in 60.000 Zeitschriften und 65 Sprachen veröffentlicht. Beim EP A werden nach Angaben seines Präsidenten in diesem Jahr voraussichtlich 300.000 Anmeldungen eingehen, was einer Zahl von rund 200.000 nationalen Anmeldungen entspreche. Weltweit würden zurzeit jährlich über 400.000 Patente erteilt.

Handwerkspräsident Paul Schnitker bezeichnete ein einheitliches Wirtschaftsrecht als eine Voraussetzung für ein technik- und erfindungsfreundliches Klima. Abweichende nationale Rechtssysteme würden gerade kleinere Unternehmen von einer optimalen Ausnutzung technischer Innovationen abschrecken.

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