Taufkirchen, 19.01.2018 (he) – Wir lieben unser Abende bei Francesco, unserem Stamm-Italiener. Er hat das heruntergekommene Lokal just übernommen, als wir im Februar 2009 nach Taufkirchen gezogen sind. Unsere Liebe zu ihm hatte nur ganz wenige Krisenzeiten. Und wir wünschen ihm und uns, dass es so bleibt. Nicht zuletzt deshalb, weil wir uns dort so herrlich und stundenlang verratschen können. Über alle Themen, die wir lieben, die uns ärgern, die uns Sorgen bereiten.
Gestern Abend war unser Francesco-Thema mal wieder mein Buchprojekt. Ute hat darin eine ganz bestimmte Funktion für mich. Sie ist meine fachliche „Romanleserin“. Das funktioniert so: Ich empfehle Ute einen Roman, Ute liest diesen Roman, falls er ihr überhaupt gefällt, und dann frage ich sie darüber aus. Kaum nach den Inhalten, sondern nach fachlichen Dingen. Beispiele: Wie ist der Roman aufgebaut? Wieviele Figuren sind darin enthalten? In welcher Form ist der Roman geschrieben? Was ist ihr aufgefallen? Was ist ihr wichtig, was das besondere?
Ute hat in den letzten Jahren schon viele Romane für mich gelesen oder zumindest angelesen. „Distelfink“, „Breaking News“, „Konklave“, „Unterleuten“, „Die Hauptstadt“ oder jüngst „Altes Land“, diese Titel fallen mir auf Anhieb ein. Die Diskussionen darüber sind so erfrischend wie anstrengend. Ich verstehe nicht immer ganz genau, (oder will ich es nicht verstehen?) was Sie mir erklären will. Zum Beispiel mit Begriffen wie Rahmenhandlung, Erzählform, Ich-Erzählung und so weiter. Sie kann dann ganz schön fuchsig werden und wir müssen dann tatsächlich aufpassen, dass wir uns nicht in die Haare kriegen. Unsere diesbezüglichen Gespräche enden dann immer gleich mit Ute’s Aufforderung: „Du musst das Buch selbst lesen, dann verstehst du, was ich dir erklären will“. Eines habe ich aber schon genau verstanden. Ute ist überzeugt: Einen guten Roman muss man von seinem Schluss her schreiben – und scharfe Denkerin wie Sie ist, trifft sie genau eine meiner offenen Wunden.